Eines Tages landete eine Mail in meiner Mailbox. Vom Verein der litauischen Diaspora, mit dem Titel: “Falls es in Litauen zu einem Krieg kommt: Wie wird die Diaspora handeln?” Mir wird heiß und das Herz fängt an zu rasen. Die Situation ist ernst, mein Kopf schlägt Alarm. Statt zu handeln, erstarre ich. Ich überfliege den Text, schließe schnell die Mail und markiere sie “Für später”. Ich will nicht glauben, dass es wirklich so schlimm ist und klammere mich an diesen Gedanken. Gleichzeitig diagnostiziere ich mir selbst die Phase der Ablehnung und erlaube mir dieses Verhalten. Aber das Gewissen kommt nicht zur Ruhe.
Alles, was ich aus den Erzählungen kenne, wird so verdammt spürbar und echt. Die Litauer, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus Litauen von den Sowjets flohen und in fremden Ländern von Grund auf unter harten Bedingungen ihr Leben neu aufbauen mussten, werden später eine große Rolle in der litauischen Unabhängigkeit spielen. Sie werden sich in die wichtigen politischen Ebenen hocharbeiten. Sie werden all die sowjetischen Jahre Lobbyismus für Litauen machen. Sie werden sich darum kümmern, dass die litauischen Politiker in den europäischen Ländern gehört werden. Sie werden milliardenweise das unabhängige Land finanziell unterstützen. Sie werden später das Gebäude für die litauische Botschaft in Brüssel kaufen. Sie werden Demonstrationen für die litauische Unabhängigkeit in den Großstädten der westlichen Welt organisieren.
Bin ich nun dran, als Teil der heutigen litauischen Diaspora?
Handeln
Zwei Monate (erst!) später öffne ich die E-Mails und lese in Ruhe, was ich in dieser Zeit von dem Verein der litauischen Diaspora (im Weiteren PLB für Pasaulio Lietuvių Bendruomenė) bekommen habe. Ein Satz bleibt hängen: Der zivile Widerstand ist Teil des wichtigsten Prinzips der litauischen Verteidigung. Das Militär verteidigt das Land mit Waffen, jeder Bürger und jede Bürgerin mit seinem bzw. ihrem Engagement. Das Brot muss gebacken werden, Desinformation muss bekämpft werden, Ehrenamtliche in Krankenhäusern werden gebraucht, Fahrer, Elektriker auch. Jeder kann und sollte Widerstand leisten. Die Litauer im Ausland auch.

Die Vorbereitung und das Wissen, was man am Tag X machen muss, egal, wie es tatsächlich wird, bringt eine gewisse Kontrolle. Da sind sich alle Experten einig. Das merke ich auch: Allein das Lesen hilft. Je mehr ich lese und mich informiere, desto geringer wird meine Ungewissheit. Sich über die NGO informieren, wo Hilfe geleistet wird und navigiert wird, sich am besten dort als Freiwilliger melden, empfehlen Experten auch.
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