Als klar geworden ist, dass ich nach Deutschland umziehe, wusste ich eines: Am Wochenende kaufe ich mir zum Frühstück immer eine Zeitung. So wie die Deutschen. Dieses Bild, das mich aus vielen vorherigen Besuchen geprägt hat, blieb mir als eines der Besonderen.
Sich nach dem Essen, beim restlichen Kaffee, in den Inhalt einer Zeitung zu vertiefen, empfand ich als einen total gemütlichen Start in das Wochenende. Eigentlich finde ich es bis heute, auch wenn ich es mittlerweile zu selten mache. Ich beneide diese Zeitunglesen-zum-Frühstück-Kultur in Deutschland. Und bedauere, dass es sie nie in Litauen gegeben hat. Obwohl die litauischen Zeitungen noch ganz lange eine große Rolle spielten. Bis die Nachrichtenportalen kamen. Und bis zu dem Moment, als die größten überregionalen Zeitungen ihre Macht ausgenutzt haben. Heutzutage gibt es keine national verbreitete Tageszeitung in Litauen mehr. Das Vertrauen in die Medien auch nicht.
Regionalzeitungen
Montag Nachmittag. Ich sitze vor dem Bildschirm in einem Zoom-Meeting. “Astute”, begrüßt mich niedlich wie immer die Chefredakteurin meiner Heimatszeitung Naujoji Akmenė. Die Zeitung “Vienybė” (zu Deutsch: Einheit) war mein Start in den Journalismus. Roma Jonikienė hat mich betreut, in meinem noch kindlichen Textchaos begleitet und immer an mich geglaubt. Diesmal habe ich viele Fragen an sie. Die Hauptfrage ist: Wie geht es “Vienybė”? In der Stadt und in der ganzen Region, in der die Bevölkerung eher schrumpft als wächst.

“Uns geht es gut”, werde ich von ihrer Antwort überrascht. “Vielleicht hatten wir vor zehn Jahren 1.000 Abonnenten mehr, aber jetzt haben wir eine stabile 1.500-Zahl”, erzählt die Chefredakteurin Jonikienė stolz. In der Region um Akmene wohnen fast 20 Tausend Einwohner. Die Zeitung erscheint zweimal in der Woche. In der Redaktion arbeiten drei Menschen, zwei davon sind Journalisten. In jeder kleineren Stadt haben sie jemanden, der für sie ab und zu schreibt. Nur 8 Prozent des Budgets ist die staatliche Finanzierung. Die Haupteinnahmen kommen von Anzeigen und Abonnenten. “Und wir verdienen ziemlich gut: ab 1.600 netto”, ergänzt Jonikienė. Trotzdem hat sie noch einen zweiten Job angenommen: Als Englischlehrerin an einer Abendschule. Ihr Kollege arbeitet an ein paar Wochentagen als Hausmeister an einer anderen Schule. Der größte Kopfschmerz ist laut ihr die Post.
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