Ich habe nicht damit gerechnet, dass diese “Litauischen Geschichten” mich so fesseln werden. Eigentlich sind sie so richtig litauisch doch nicht, denn das Memelland gehört erst seit 1923 zu Litauen und die Geschichten sind im Jahr 1917 erschienen. Aber es war immer eine besondere Region: Für Litauer war sie deutsch (offiziell auch), für Deutsche war sie litauisch. Gemischt sprachen die Menschen da. Im Buch ist das zu lesen.
Offensichtlich hat es Hermann Sudermann auch so gesehen, der diese Erzählungen geschrieben hat. Schließlich war er selbst ein Memelländer, geboren und groß geworden nah an Šilutė (damals hieß es Heydekrug).
Das Buch umfasst vier Erzählungen, die das Leben der Menschen im Memelland und im Moorland authentisch beschreiben. Tragik gibt es auch sowie Liebe und Träume. Und eine tolle Prise Humor. Die bekannteste Erzählung ist “Jons und Erdme”, die auch von einem italienischen Regisseur gelesen und verfilmt wurde.
Das Moorland gibt es nicht mehr, die Natur hat es erobert. Aber zum Glück gibt es dieses Buch. Meine Neugier ist geweckt. Im Sommer mache ich Urlaub im Memelland.