Was verbindet das Geschirrspülen mit diesem Text? Die Antwort: das Lied.
In diesem Text für zahlende Patreon-Mitglieder werfe ich einen ausführlichen Blick darauf, welche Rolle das litauische Lied in der Geschichte Litauens spielte – und wie es heute aussieht. Hier ist ein kurzer Auszug:
Einer der schönsten Momente aus meinen Familienfeiern war der letzte – eigentlich langweiligste – Teil: Geschirr abwaschen. Es klingt absurd, wenn ich dies als schön bezeichne, aber das war der Moment, als die Frauen der Familie(ja, sehr klassisch) während dieser Arbeit zusammen gesungen haben. Wenn ich daran denke, bekomme ich feuchte Augen, weil ich jedes Mal, als kleines Mädchen, später als junge Frau, das so berührend fand. Heute auch noch. Beim Singen mit meinen Tanten entstand so viel Kraft und Magie: jede für sich und doch zusammen. Eine wäscht, die andere trocknet ab, noch eine stellt das Geschirr zurück in die Schränke und Oma, die sitzt, guckt zu und singt mit. Gesungen haben wir immer Volkslieder.
Eigentlich könnte man meinen, ich beschreibe eine typische litauische Familie. Wir Litauer sind ja bekannt als Nation der Singenden Revolution. Die Situation ist anders. Keiner meiner engsten Freunde kann die gleiche Geschichte erzählen. Und trotzdem spielen Lieder eine wichtige Rolle in der litauischen Geschichte.
Es gibt bestimmte Volkslieder, die jeder kennt. Neulich habe ich dies in einem winzigen Hamburger Kino vor dem Beginn eines litauischen Filmes erlebt. Jemand hat angefangen zu singen „Ant kalno mūrai joja lietuviai …“ und der ganze Saal sang mit. Auch wenn das Lied am häufigsten von angetrunkenen und betrunkenen Feiergästen gesungen wird (nicht im Kino), habe ich trotzdem gedacht: So erkennt man einen Litauer – er singt gerne zusammen mit anderen.
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